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Exkursion der Leistungskurse Deutsch 12 zum Goethe-Theater in Bad Lauchstädt

Exkursion der Leistungskurse Deutsch 12 zum Goethe-Theater in Bad Lauchstädt

„Wie hältst du’s mit der Religion?“, fragt Gretchen Faust. Diese berühmte Frage stand im Mittelpunkt der Inszenierung von Goethes „Faust“ am Theater in Bad Lauchstädt. Wir als Deutschleistungskurse der 12.Klasse haben am 29.08.2022 die Aufführung dieses Stückes erlebt und sind Faust ein wenig näher gekommen.
Die Inszenierung fokussierte sich auf die Beziehung zwischen Faust und Gretchen, wobei zu Beginn erst einmal ein langer Monolog die Lebenskrise unseres Hauptdarstellers schilderte. Der Inszenierung ist besonders gut gelungen die Originaltexte beizubehalten und durch geschickte Kürzungen zugänglich und verständlich zu machen ohne die Schönheit der Sprache zu unterschlagen. Dies ist vor allem durch die herausragende schauspielerische Leistung der vier Darsteller*innen möglich geworden. Besonders Mephisto hat durch Mimik und Gestik seinem Charakter Leben und Humor verliehen. Das recht minimalistische Bühnenbild aus ein paar Stühlen und einem Tisch wurde immer wieder umgestellt, um die veränderten Schauplätze darzustellen. Doch inhaltlich war die Umsetzung teils verwirrend. Ohne Vorwissen wäre der Handlung kaum zu folgen gewesen, da teils elementare Handlungsstränge wie der Tod von Gretchens Mutter oder ihre Schwangerschaft überhaupt nicht auf der Bühne dargestellt wurden. Auch der Umgang mit Fausts Beziehung zu Gretchen blieb so nah am Originaltext, dass es für die heutigen Zuschauer*innen eher befremdlich wirkte. Der offensichtliche Sexismus in den verschiedensten Szenen und die Sexualisierung von Gretchen wurden nicht kritisch reflektiert, obwohl diese Elemente ganz offensichtlich betont wurden. Das Ende wirkte dann eher wirr, weil ein Großteil der vorherigen Ereignisse kaum gezeigt oder angesprochen wurden, die zu Gretchens Tod führen. Ihr Charakter und inneren Beweggründe blieben den Zuschauer*innen verschlossen. Man hat der Inszenierung die Liebe zum Originalstoff und den Texten angemerkt: sie fand sich im Schauspiel und in jeder Szene wieder. Aber eine kritische Reflexion hat trotz einiger moderneren Inszenierungselementen nicht stattgefunden, sodass mir „Faust“ vor allem durch seine wunderschöne Sprache und den offensiven Sexismus im Gedächtnis bleibt.

EMILIA MARASZEK LK DEUTSCH 12