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Japanaustausch

Der Japanaustausch - eine der außergewöhnlichsten Erfahrungen unserer Schulzeit

Schon der Besuch der Japaner in Halle war ein besonderes Erlebnis, aber die Reise in dieses ferne Land hat all unsere Erwartungen übertroffen. Sogar die ca. 15- stündige Anreise konnte unsere Vorfreude nicht trüben. Bereits der herzliche Empfang von den japanischen Familienmitgliedern und der Inuyama International Association am Flughafen ließ uns alle Strapazen vergessen. Leicht überfordert von der riesigen Anzahl japanischer Schriftzeichen und vielen bunten Werbeanzeigen warteten wir auf unseren Zug in Richtung Inuyama. Jetzt begann unser Abenteuer Japan erst richtig.

Dadurch, dass wir in Gastfamilien lebten, hatten wir die einmalige Möglichkeit, die japanische Kultur hautnah zu erleben. Mit wenigen Brocken Japanisch, Englisch, aber vor allem auch mittels Händen, Füßen und Wörterraten gelang uns die Verständigung. Wir lernten interessante Snacks, die Essensgewohnheiten im Allgemeinen und den Tagesablauf kennen.
Der Tag der Anreise war leider auch der einzige Tag, den wir vollständig mit unseren Gastfamilien verbringen und individuell planen konnten. Einige von uns erwartete Nagoya, die drittgrößte Stadt Japans mit all ihren Facetten.
Auch unsere Gastgeschenke haben wir gleich zu Anfang überreicht. Allerdings konnten unsere deutschen Mitbringsel nicht mit dem mithalten, was wir von japanischer Seite im Verlauf unserer Reise noch bekommen würden.
Müde, fasziniert und überglücklich darüber, unsere Familien kennengelernt zu haben, fielen wir in unsere Betten, um möglichst erholt in die aufregende Woche starten zu können.

Der Montag begann für uns beim Meitetsu Hotel, dem Startpunkt unserer Stadtführung durch Inuyama. Los ging es im bezaubernden Urakuen Teegarten, in dem wir die traditionelle Teehausarchitektur sowie ein Stück der japanischen Botanik kennenlernten. Von da aus gingen wir weiter zu der Burg von Inuyama. Auf dem Weg verschafften wir uns dank der kühlen Getränke aus den Getränkeautomaten eine dringend notwendige Abkühlung. Denn das feucht-warme Wetter war eine Umstellung für uns. Endlich oben angekommen wurden wir von einem atemberaubenden Ausblick und einer einmaligen Schreinkulisse belohnt. Um die berüchtigte Burg von Inuyama liegen nämlich unzählig viele große und kleine Schreine. Ausgedehnte Felder und Städte erstreckten sich so weit das Auge reichte bis in die hohen Berge hinein. Danach machten wir uns auf zum Puppenmuseum Inuyamas. Dort sind die Puppen, genauer gesagt Marionetten, ausgestellt, die normalerweise nur zu ganz besonderen Anlässen auf Festwagen gezeigt werden. Nach einer „kleinen“, wirklich leckeren Stärkung in einem japanischen Tofu-Restaurant stürzten wir uns wieder ins Getümmel, diesmal zum Festwagenmuseum der Stadt. Wir stellten staunend fest, dass die riesigen Festwagen zweifellos jedes Einfamilienhaus überragten.
Vor dem offiziellen Besuch bei dem Bürgermeister von Inuyama, genehmigten wir uns noch eine Portion Eis. Dort mit kühlem Kopf angekommen, wurden wir herzlich empfangen und lernten unsere japanischen Gastgeber noch einmal besser kennen.
Damit war der Tag jedoch noch nicht zu Ende: Während einer Bootsfahrt auf dem Fluss Kiso verspeisten wir gemeinsam in großer Runde unser Abendessen. Dabei sahen wir hautnah zu, wie Kormorane Fische jagten und anschließend wieder auswarfen, da ihnen zuvor der Hals zugebunden worden war. Der Fisch blieb ihnen wortwörtlich im Hals stecken. Es handelt sich bei dieser Art des Fischfangs um die langerhaltene Tradition des Kormoranfischens. Und obwohl die Methode seltsam erscheint, war der gefangene Fisch sehr lecker.
Am späten Abend überraschte uns dann noch ein Erdbeben. Da gab es nur drei Dinge zu tun: unter den Tisch kriechen, den Schutzhelm aufsetzen und abwarten. Doch nach kurzer Aufregung hatte sich die Lage schon wieder beruhigt und wir konnten in Vorfreude auf die kommenden Tage trotz schwüler Temperaturen gut schlafen.

Ab Dienstag, dem 05.06.2018, lernten wir für die nächsten drei Tage den japanischen Schulalltag kennen. Dienstag und Mittwoch verbrachten wir in der Inuyama Mittelschule und am Donnerstag waren wir die erste Tageshälfte in der Joto-Mittelschule und wechselten dann zur Grundschule.
Schon beim Anziehen der Schuluniform wurde uns klar, wie sehr sich die japanische Schule von der deutschen unterscheidet. Die tägliche Vollversammlung in der Turnhalle war uns ebenfalls fremd. Vor Stundenbeginn treffen sich Schüler und Lehrer zu einem Morgenappell, um gemeinsam den Schultag zu beginnen und Organisatorisches oder Ehrungen bekannt zu geben. Um den japanischen Schülern unsere Heimat näher zu bringen, stellten wir in den zwei Mittelschulen im Anschluss an die Versammlungen Deutschland durch Präsentationen vor, spielten deutsch-japanisches Memory und eröffneten anschließend eine Fragerunde mit einer motivierenden Tüte Gummibärchen.
In der Inuyama Mittelschule erhielten wir die Gelegenheit, zwei ganze Schultage zu erleben. Schnell stellten wir fest, dass die Mehrheit der Fächer den deutschen ähnelte, bis auf einige wenige wie z.B. Hauswirtschaft. Uns überraschten die sehr disziplinierte und fleißige Arbeitsmoral der japanischen Schüler und der eher traditionelle Unterrichtsstil der Lehrer. Auch der Ablauf des Schultages war ein bisschen anders. 13 Uhr findet in japanischen Schulen die erste richtige Pause in Form des Mittagessens statt, das im Klassenraum gegessen wird. Anschließend putzen die Schüler die Räume und dann geht es mit dem Unterricht weiter bis 16 Uhr. Danach endet der für deutsche Verhältnisse ohnehin schon lange Tag aber noch nicht: In Clubs wie Tennis, japanischer Kampfsport, Musik oder Kunst verbringen die Schüler weitere eineinhalb Stunden bis zum endgültigen Schulschluss. Die Clubaktivitäten waren für uns besonders schön, denn einmal durften wir sogar eine richtige Teezeremonie im Teeclub erleben. Unser Aufenthalt in der Grundschule war genauso erlebnisreich wie der in den Mittelschulen. Mit Origamibasteleien und dem strahlenden Lächeln vieler aufgeregter Grundschüler wurden wir begrüßt und konnten unter anderem am Unterricht des Faches Gesunde Ernährung teilnehmen und im Fach Musik einem perfekt choreographierten Flötenspiel lauschen.
Diese japanischen Schultage waren für uns eine spannende Erfahrung, in der wir sowohl die Seiten der japanischen als auch der deutschen Schule schätzen gelernt haben.

Am Donnerstagabend nahm uns die japanische Inuyama International Association mit einer Willkommensfeier im Haus „Freude“ in Empfang. Mit einem „kleinen“ Buffet, vielen herzlichen Worten und sehr interessanten Unterhaltungen verging die Zeit unglaublich schnell. Nachdem ausgiebig Gruppenfotos geschossen wurden, waren wir an der Reihe eine Rede vor allen Gästen zu halten. Keiner von uns hatte Mühe, schöne Worte für diese Reise zu finden. Alle erzählten von ihren persönlichen und unvergesslichen Erfahrungen. Dieser gelungene Abend machte uns deutlich, dass uns nur noch zwei Tage bei unseren liebgewonnen Gastgebern blieben.

Am Freitag, leider schon der letzte vollständige Tag in Japan, machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Freiluftmuseum „Meji-Mura“. Zuerst fuhren wir eine Runde in der ältesten noch aktiven Lokomotive Japans. Außerdem besichtigten wir unter anderem ein typisch japanisches Theater, ein Waschhaus, ein aztekisches Hotel und eine alte Poststation, in der wir Briefe an unsere Gasteltern schrieben. Dank des wunderbaren Wetters hatten wir die Möglichkeit Koikarpfen und Schildkröten füttern. Zwischendurch haben wir uns selbst zum Essen in einer westlich eingerichteten Gaststätte niedergelassen, in dem es zum Beispiel Omelett auf Reis gab. Anschließend fuhren wir gleich weiter in eine der größten Shoppingmalls in Japan, die nicht nur riesig, sondern auch sehr modern war. Dort konnten wir unsere letzten Einkäufe in Tee-, Kleidungsläden oder 100-Yen-Shops(die japanische Version des 1- Euro-Shops) tätigen. Nach zwei Stunden intensiven Shopping begaben wir uns auf den Rückweg. Hier überraschte uns ein weiteres japanisches Phänomen: wir durften sogar den Beginn der japanischen Regenzeit miterleben.

Am Samstag war der Morgen unserer Abreise gekommen. Natürlich freuten wir uns auf zu Hause, doch eigentlich wäre jeder von uns gerne länger geblieben.
Unsere kleine Gruppe wurde von unseren japanischen Freunden bis zum Flughafengate begleitet. Umso schwerer war es, Abschied zu nehmen und es fielen auch ein paar Tränen. Da wir auf unserer Reise offensichtlich schon zu viel Glück hatten, wurde unser zweiter Flug nach Leipzig gestrichen und wir bewältigten die letzte Etappe per Zug. Doch das war es wert gewesen, denn unsere Erinnerungen an dieses wunderschöne Land werden uns lange begleiten.
Diese tollen Momente wären gar nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung vieler Menschen, denen wir hiermit herzlich danken möchten:
Ohne die Deutsch-Japanische Gesellschaft und die Inuyama International Association, die uns während unseres Aufenthaltes durch Dolmetschen und Ortskunde zur Seite standen, wäre diese Reise nicht so zu Stande gekommen.
Auch für die warmherzige Aufnahme in unseren Gastfamilien und die dadurch entstandenen Freundschaften sind wir überaus dankbar.
Wir bedanken uns außerdem bei dem Lions Club Halle an der Saale für die finanzielle Unterstützung.
Das größte Dankeschön verdienen Gero Seifert von der Deutsch-Japanischen Gesellschaft und Frau Kuschk, die unsere kleine Gruppe in Japan angeführt und durch manche hektische Situation gelotst haben.
Domo arigato gozaimasu!